vademecum – gps-zeichnungen 2010-2024

vademecum – begangene Aufzeichnungen
Zeichnungen, Acrylglas-Objekte, Postkarten nach GPS-Wanderungen

Ausstellung
11.11. – 01.12.2023
Vernissage Samstag 11.11. – 17.00 Uhr

Galerie [SALI E TABACCHI], Saarbrücken
www.salietabacchi-sb.de

 

 

Sogar das Wort „Gurkensalat“ hat Veronika Olma mit ihrem Hund Bazi erwandert.
Von Nicole Baronsky-Ottmann
Die Galerie Sali e Tabbachi in der Saarbrücker Feldmannstraße hält immer wieder Überraschungen parat. Denn Galerist und Künstler Albert Herbig, der auch als Professor für Kommunikation an der Hochschule Kaiserslautern arbeitet, versteht es, in seinen Ausstellungen jungen Kunstschaffenden Raum zu geben, sich immer wieder auch tagesaktuellen Themen zu widmen und manchmal auch über den saarländischen Tellerrand hinauszuschauen.
So auch diesmal. In der Ausstellung „Vademecum – begangene Aufzeichnungen“ wird die rheinland-pfälzische Künstlerin Veronika Olma dem Saarbrücker Publikum vorgestellt. Auf den ersten Blick mag die Ausstellung vielseitig, aber uneinheitlich wirken, denn neben zarten Stickarbeiten auf alten Küchenhandtüchern zieren schwarze, ineinander verwobene Gebilde aus Acrylglas, aber auch kleine, fein gestaltete Boxen und runde zurückhaltende Gemälde mit Stickereien die Wände. Dazu steht ein Postkartenständer im Raum, auch er ist Teil der Ausstellung.
Veronika Olma studierte in den 1980er Jahren in Karlsruhe Kunst und Kunstgeschichte, seit Mai 2005 hat sie ihr Atelier in Enkenbach-Alsenborn und hat sich im Bereich „Kunst am Bau“ in den letzten Jahren in Rheinland-Pfalz sehr erfolgreich einen Namen gemacht. Albert Herbig kennt die umtriebige Künstlerin über den Verein „Künstlerwerkgemeinschaft Kaiserslautern“. Und er ist fasziniert von ihrer künstlerischen Thematik.
Denn so unterschiedlich und vielseitig alle Ausstellungsobjekte auf den ersten Blick wirken, sie hängen doch alle miteinander zusammen und haben die gleiche Entstehungsgeschichte. Und die ist sehr außergewöhnlich und poetisch. Veronika Olma zeichnet seit 2011 regelmäßig ihre Wanderungen, die sie gemeinsam mit ihrem Hund Bazi unternimmt, mit Hilfe einer GPS-App auf. Diese GPS-Daten erlauben ihr nicht nur, ihre Wanderungen genau nachzuvollziehen, sie erscheinen als Zeichnung in der App. So entstanden seither hunderte „erwanderte“ Zeichnungen, inmitten der Landschaft, angezeigt in der App.
Und Wanderungen auf ausgewiesenen Wegen eher abstrahierte Zeichnungen hinterlassen, kam sie auf die Idee, „richtige“ Motive zu erlaufen. So entstanden durch ihre Wanderungen GPS-Zeichnungen, die zuerst etwas krakelige, dann aber auch immer geschmeidigere Abbildungen von realen Motiven zeigen. Zuerst „erwanderte“ sie Sicherheitsnadeln, dann aber auch das Logo des weltweit bekannten Markennamens „His Master’s Voice“ oder sogar Albrecht Dürers Hase. Sogar eine weibliche Silhouette und verschiedene Wörter, wie „gone“, „lost“, „but“, „Elend“ oder eben „vademecum“ – den Titel der Ausstellung.
Um diese Motive erlaufen zu können, kann sich Veronika Olma kaum an vorgegebene Wegstrecken halten. „Sie läuft querfeldein auf einer verlassenen Air Base bei Enkenbach. Dort bekommt sie keinen Ärger mit Landwirten“, sagt Galerist Albert Herbig augenzwinkernd. All dieses Material, diese als GPS-Daten entstandenen Zeichnungen, sind nun die Basis ihrer künstlerischen Tätigkeit. Denn Veronika Olma verarbeitet diese Zeichnungen nun ganz unterschiedlich, lässt sie als schwarze, etwas krakelige Acrylglasobjekte anfertigen, die sie in der Ausstellung auch schon mal mehrfach übereinanderlegt. Diese Objekte wirken rätselhaft, aber auch kraftvoll.
Dann stickt sie diese Zeichnungen und Wörter auf alte Küchenhandtücher, wo die alten Stickereien mit ihrer Arbeit eine poetische Verbindung eingehen. Oder aber sie kreiert runde Gemälde, auf denen sie zarte Zeichnungen von Köpfen mit gestickten Rundwanderungen kombiniert.
Diese Vorgehensweise hat für Veronika Olma keinerlei Grenzen. So steht nicht zuletzt auch der Postkartenständer in der Ausstellung. Denn mittlerweile lässt sie ihre erwanderten Wörter auf Luftbildaufnahmen der dazugehörigen Landschaften abdrucken. „Veronika Olma visualisiert ihr tägliches Leben, sie ist permanent künstlerisch beschäftigt“, erklärt dann auch Albert Herbig.
Die künstlerischen Ergebnisse sind sehr überraschend, vielseitig, und sind inhaltlich trotzdem alle miteinander verbunden – egal ob gezeichnet, gemalt, gestickt oder gedruckt. Die Künstlerin dokumentiert auf diese Weise aber nicht nur ihr eigenes Leben, sondern auch das ihres Hundes Bazi, der ebenfalls als kleines Gemälde in der Ausstellung zu sehen ist. Denn, so ist auf ihrer Webseite zu lesen, „vieles entsteht, vieles sehe ich, weil es Bazi gibt und weil er mich seit vielen Jahren auf meinem Lebensweg begleitet“. Nun kommt Bazi langsam in die Jahre. „Das Projekt wird dann auch sicherlich irgendwann enden“, sagt Albert Herbig. Aber bis dahin entstehen hoffentlich noch viele weitere Zeichnungen und Wörter aus GPS-Daten.
Die Ausstellung „Vademecum – begangene Aufzeichnungen“ in der Galerie Sali e Tabbachi, Feldmannstraße 144, Alt-Saarbrücken, wird am Samstag, 11. November, 17 Uhr,eröffnet und ist bis 1. Dezember zu sehen, immer montags und mittwochs von 16 bis 18 Uhr, und nach Vereinbarung. www.salietabacchi-sb.de https://olma.de

 

 

 

PORT25 Mannheim
Vermessungen

18. Februar 2023 – 7. Mai 2023

GPS-Zeichnungen
vademecum:

Hundesohn Bazi Bazito de Bilbao, geboren am 20.09.2009 in einem spanischen Tierheim, lebt mit uns seit 2010 und hat unser Leben und meine Kunst verändert.

Wir sind zusammen viel draußen. Um die Zeiten und gewanderten Kilometer zu erfassen, zeichne ich seit 2011 mit Hilfe einer GPS-App unsere „ Baziergänge“ regelmäßig auf. Hunderte von Schriften und Zeichnungen sind dabei entstanden.
Einige auch mit Bazis Hundefreundin Frida (geb. am 10.04.2006 – gest. am 12.09.2022).
30.000 km gemeinsamen Gehens wurden uns am 18. Oktober 2021 um 10.02 Uhr am Naturdenkmal Friedhofslinde Enkenbach angezeigt. Das Wissen, dass unser gemeinsamer Lebensweg sehr begrenzt ist, bildet den eigentlichen Grund für die Aufzeichnung unserer Spuren. Die Sprache dieser Lebenslinien ist magisch, anklagend, verwundert, groß und laut, philosophisch oder humorvoll, damit sie „da draußen“ auch bemerkt wird.

Mit einem Augenzwinkern kann man also behaupten, dass sich diese virtuellen Zeichnungen in das Spurenlegen der Menschheit einfügen, wie die Kornkreise, die Zeichnung des Cerne Abbas Giant oder die Scharrbilder in der Wüste bei Nazca in Peru.

Unsere Lebenslauf-Linien werden ausgedruckt, gestickt, gemalt oder ausgeschnitten.

The making-of here:

https://youtu.be/2r73Bg_BTp8

vademecum

 

„An artist is not special. An artist is an ordinary person who can take ordinary things and make them special.“
Ruth Asawa

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